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Bericht aus dem Kinderhaus

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Begegnung mit den „kleinen Freunden“

 

Salzkotten. Schon im Herbst erzählen die Tiere im Wald von Sankt Nikolaus. Auch Glisglis, der Siebenschläfer, möchte ihm dieses Jahr einmal begegnen. Doch er hat Mühe, wach zu bleiben. So verpasst er ihn beinahe, doch die aufmerksame Eule weckt ihn noch rechtzeitig… - eine Geschichte, die neugierig macht und auch etwas von Begegnungen erzählt. Ausgesucht haben sie die Kinder im Kinderhaus Kleine Freunde für die Lesezeit mit Maria Regina Hupperich, Bewohnerin im Altenheim St. Clara. 

In dem ausgewählten Buch kommt der Nikolaus zu den Tieren im Wald. Dem Fuchs bringt er Speck, den Vögeln Samen und Kerne, dem Eichhörnchen Nüsse … . Maria Regina Hupperich sitzt in ihrem Elektro-Rollstuhl und liest aus dem Bilderbuch vor. Immer wieder dreht sie das Buch auch zu den Kindern um, damit diese die schönen Illustrationen sehen können. Vor ihr sitzen fünf Mädchen und ein Junge in einem gemütlichen Sofa und hören gebannt zu. Ab und zu springen sie auf und können es kaum erwarten, auch wieder einen Blick in das Buch zu werfen. 

Alles unter einem Dach

Maria Regina Hupperich ist 80 Jahre alt und lebt seit zwei Jahren im Altenheim St. Clara. Einmal pro Woche kommt sie in das Kinderhaus Kleine Freunde, um den Kindern Geschichten vorzulesen. Dafür gibt es dort ein Sofa und einen gemütlichen Raum. Um dorthin zu gelangen muss Maria Regina Hupperich den Gebäudekomplex mit dem Mutterhaus der Franziskanerinnen, dem Altenheim St. Clara und dem Kinderhaus Kleine Freunde gar nicht verlassen. Alles ist unter einem Dach und barrierefrei mit dem Fahrstuhl erreichbar. 

„Das Gefühl, gebraucht zu werden“

Die Lesezeit mit den Kindern genießt Maria Regina Hupperich ebenso wie ihre kleinen Zuhörerinnen und Zuhörer. „Was uns alten Menschen ja oft fehlt, ist das Gefühl, noch gebraucht zu werden“, sagt sie. Die Vorlesezeit mit den Kindern, deren spontane Reaktionen und ihre Begeisterung hielten sie jung. Es tue gut, so angenommen zu sein. 

Maria Regina Hupperich, die aus Bielefeld stammt, hatte sich vor zwei Jahren bewusst für das Altenheim St. Clara in Salzkotten entschieden. „Die Nähe zu den Franziskanerinnen und die Möglichkeit, mich selbst auch einbringen zu können, waren mir wichtig und ich hätte es nicht besser treffen können“, erklärt sie. Die Lesezeit im Kinderhaus Kleine Freunde ist dabei nicht das einzige Engagement, dem sie sich trotz körperlicher Beeinträchtigungen widmet. „Ich bin auch in der Hospizarbeit aktiv und es ist wunderbar, dass dies hier alles so möglich ist“, berichtet sie. 

Intergeneratives Konzept

Das, hängt auch zusammen mit der Einbindung des Altenheims St. Clara wie auch des Kinderhauses Kleine Freunde in das gemeinschaftliche Leben auf dem „Klostergrund“ mit dem Mutterhaus der Franziskanerinnen, dem Altenheim St. Clara, dem Kinderhaus Kleine Freunde, dem Geistlichen Zentrum und anderem mehr. In und um das Mutterhaus der Franziskanerinnen entwickelt sich seit einigen Jahren eine Gemeinschaft der dort lebenden und arbeitenden Menschen.

Das Kinderhaus Kleine Freunde zog 2023 in das frühere Franziskushaus, einen Anbau des Mutterhauses ein. Die zweigruppige, vom gemeinnützigen Verein VEREINen e.V., getragene Einrichtung hat ausdrücklich ein intergeneratives Konzept. Mehrere Generationen sollen sich hier begegnen, miteinander Zeit verbringen und gegenseitige Beziehungen aufbauen. „In unserem Kindergarten haben wir das Ziel, den Dialog zwischen den Generationen (Senioren-Kinder) zu fördern und der Vereinsamung von älteren, insbesondere alleinstehenden Menschen vorzubeugen“, heißt es im Konzept. Und dies soll nicht nur Teil von Projekten oder lange geplanten Aktionen sein, sondern Teil des Alltages. 

So finden immer wieder Begegnungen zwischen Jung und Alt, zwischen den Kindern des Kinderhauses, den Bewohnerinnen und Bewohnern des Altenheims St. Clara und den Schwestern des Mutterhauses der Franziskanerinnen statt. Hilfreich ist dabei, dass sich die Kindertageseinrichtung nicht nur im selben Gebäudekomplex befindet, sondern auch ihr Außengelände in einem Teil des Mutterhausgartens hat, der ebenfalls von den Ordensschwestern und den Bewohnerinnen und Bewohnern des Altenheims St. Clara genutzt wird. Ob Sommerfest oder Weihnachtsmarkt – in dem großen Garten kommen regelmäßig alle zusammen und es entstehen vielfältige Begegnungsmöglichkeiten. Und im Sommer 2025 werden mit dem Mehrgenerationen-Wohnprojekt „Tau-Haus“ weitere Menschen als Teil der Gemeinschaft auf dem Klostergrund dazukommen. 

Eine gute Gemeinschaft und die Begegnung der Generationen sind dabei nicht nur ein wesentlicher Teil im pädagogischen Konzept des Kinderhauses Kleine Freunde. Auch im Altenheim St. Clara spielt dies eine besondere Rolle. Anfang 2024 wurde hier ein Modellprojekt abgeschlossen, das speziell auf die Förderung von guten Kontakten innerhalb und außerhalb der Einrichtung ausgerichtet war und dessen Erkenntnisse nun im Alltag umgesetzt werden. 

All dies schafft die Voraussetzungen für das, was Frau Hupperich als „wunderbar“ bezeichnet: „Ich kann hier meine Fähigkeiten einsetzen und meine Hilfe anbieten.“

 

Text und Fotos: Michael Bodin / Franziskanerinnen Salzkotten